TL;DR In der Wordpress-Welt rappelt es gerade gehörig. Wer vor der Entscheidung für ein CMS steht, sollte vielleicht nochmal Alternativen angucken, weil gerade an den Grundfesten des gesamten WordPress-Ökosystems gerüttelt wird.
Weltweit basieren 40% aller Websites auf Wordpress 🤯 Das ist schon ordentlich viel und betrifft daher ziemlich viele, vor allem kleinere, Website-Betreibende.
Nochmal weniger komprimiert. Was ist passiert?
Mitte September 2024 begann ein Machtkampf zwischen Matt Mullenweg, dem Founder von Wordpress & Auttomatic, auf der einen Seite und WP Engine, einem großen Wordpress Hoster, auf der anderen Seiten.
WordPress ist OpenSource und kostenlos. Man bekommt es auf WordPress.org. Weil es so verbreitet ist, gibt es viele Anbieter die WordPress-Instanzen für Website-Betreibende hosten. Zwei große davon sind WordPress.com – der Business-Zweig von WordPress.org – und WP Engine. Beide verdienen ihr Geld mit Hosting und konkurrieren miteinander. Aber die WordPress-Seite macht den Löwenanteil der Arbeit und WP Engine profitiert davon.
Der Streit drehte sich anfangs um Trademarks (darf “WP Engine” das “WP” im Namen führen?) mit wechselseitigen Klagen und eskalierte in der ersten Stufe dahin, dass WordPress seine Hoheit über PlugIns und Themes dazu nutzte, die WP Engine Kund:innen von automatischen Updates auszusperren. Das betraf vor allem kleinere Businesses, kann sicherheitsrelevant sein und sorgte daher für viel Unmut.
Die Sperre wurde zwischenzeitlich aufgehoben, aber die Eskalationsspirale drehte sich weiter, mit einer Checkbox, mit der Menschen beim Login auf WordPress.org versichern mussten, dass sie keine wie auch immer geartete Verbindung zu WP Engine haben. Eine knifflige Frage, denn was zählt schon als Verbindung?
Am 12.10. gipfelte der Streit vorerst darin, dass das weit verbreitete WP-Plug-In “Advanced Custom Fields” (ACF) aus dem Plug-In-Verzeichnis auf WordPress.org entfernt wurde. Dazu muss man natürlich noch wissen, dass ACF seit zwei Jahren zu WP Engine gehört. Dass einfach so ein gut maintaintes Plug-In entfernt wird, ist wohl seit über 20 Jahren nicht mehr vorgekommen und demonstriert besorgniserregende Machtverhältnisse.
Das ganze hat auch personelle Konsequenzen: Inzwischen haben fast 10% der Automattic Angestellten gekündigt, vorrangig solche, die im Bereich WordPress beschäftigt waren.
Es sieht Stand 21.10.’24 so aus, als ob sich das ganze eher verschärft als entspannt, mit weiteren PlugIn-Maintainern, die Zugriff verlieren und dem Aufruf von Matt Mullenweg, WordPress doch einfach zu forken, quasi “geh doch nach drüben, wenn’s dir nicht passt”.
Ist das jetzt der Anfang vom Ende für WordPress?
Naja, 40% Marktanteil ist schon eine Hausnummer, aber wahrscheinlich werden sich zukünftig Menschen genauer überlegen, ob sie in dieses Ökosystem einsteigen wollen. Ich denke dabei nicht nur an Website-Betreibende, sondern vor allem auch an Menschen, die Plug-Ins und Themes entwickeln. Die von WordPress gezeigte Willkür macht viel Vertrauen kaputt. (Und beispielsweise Twitter ist deutlich schneller den Bach runter gegangen, als ich es mir hätte vorstellen können.)
Wir sind froh, dass unser Lieblings-CMS Kirby, ein anderes Geschäftsmodell fährt. Es ist auch OpenSource, d. h. jede:r kann sich den Code ansehen, aber wenn man es einsetzen will, zahlt man eine (günstige) Lizenzgebühr. Das ist dann rechtlich fein und sichert gleichzeitig die Unabhängigkeit des Entwicklungsteams.
Wer auf eigene Faust migrieren will, findet hier offizielle Infos.
Noch Fragen?
Wenn du mehr dazu wissen willst, ob und wie dich das WordPress-Drama betrifft oder natürlich zu Kirby, klick dir gerne hier einen kostenfreien Termin: