MVP Thinking @ reinorange

7. Juni 2021

„The only way to win is to learn faster than anyone else.”
Eric Ries, The Lean Startup

Nicht erst seit Eric Ries Buch „The Lean Startup” so etwas wie die Gründer-Bibel wurde, treffen wir in der digitalen Business-Welt häufig auf den Begriff „Minimum Viable Product” oder “MVP“. Aber was bedeutet er? Geht man mit Kunden, Partnern oder Mitbewerbern mal tiefer in die Diskussion über MVPs wird schnell klar: der Begriff MVP hat viele Facetten und es gibt, je nach Kontext, noch mehr Interpretationen. Für uns Grund genug, das “MVP Thinking @ reinorange” einmal genauer zu beleuchten.

MVP Thinking - Das Konzept und die Vordenker

Das „Lean-Startup-Movement”, aus dem das Prinzip des MVP Thinkings letztlich hervorging, hat einige Vorreiter, wie Frank Robinson, Steve Blank, Eric Ries oder Ash Maurya. Zuerst brachte Frank Robinson (CEO, SyncDev.) den Begriff 2001 auf, später führt Eric Ries den Begriff in seinem Buch „The Lean Startup” wie folgt ein: „ein minimal funktionsfähiges Produkt (MVP) ist diejenige Version eines neuen Produkts, die es dem Team erlaubt, mit dem geringsten Aufwand die maximale Menge an validierten Wissen über Kunden zu sammeln.” MVP Thinking hat also zwei wichtige Aspekte:

  1. Anstatt von vornherein das große, alle Features umfassende Endprodukt zu entwickeln, fängt man mit einer Art Prototypen an um dann
  2. mit dem MVP live zu testen, ob die Lösung funktioniert, beim Kunden ankommt und welche Aspekte den größten Kundennutzen haben.

„Die große Frage unserer Zeit ist nicht „Can it be built?“, sondern „Should it be built?“
Eric Ries, The Lean Startup

Innovationsentwicklung hat immer die Herausforderung, die Grenzen des technisch machbaren auszuloten. Mit genügend Know-How und weiteren Ressourcen lassen sich diese Grenzen aber weit verschieben. Die Frage, ob der Markt neue Produkte annimmt, steht auf einem anderen Blatt Papier. Konzepte wie das MVP aus „The Lean Startup” bieten einen wissenschaftlichen Ansatz, um diese Frage zu beantworten. Zusammen mit Steve Blank hat Eric Ries hat den MVP-Begriff bekannt gemacht und sieht ihn als Möglichkeit, das Lernen über ein neues Produkt schnell zu validieren. Roman Pichler (SCRUM-Experte und Autor) erklärt: „Das MVP wird als Minimum bezeichnet, da man so wenig Zeit und Aufwand wie möglich aufwenden sollte, um es zu erstellen. Das heißt aber nicht, dass es quick and dirty sein muss. Wie lange es dauert, ein MVP zu erstellen und wie funktionsreich es sein sollte, hängt von […] Produkt und […] Markt ab. Versuchen Sie aber, den Funktionsumfang so klein wie möglich zu halten, um den Lernprozess zu beschleunigen und um keine Zeit und kein Geld zu verschwenden.“

Frank Robinson, der den Begriff MVP ursprünglich aufbrachte, sagt dazu: „MVP ist eine Denkweise des Managements und des Entwicklungsteams. Sie besagt: Denke groß für die lange Sicht, aber klein für die kurze Sicht. […]. Ein zu großes oder zu kleines Produkt ist ein großes Problem. […] Das MVP ist der schwer zu bestimmende Sweet Spot dazwischen.“

Ash Maurya (Leanstack CEO) bringt mit seiner MVP-Definition noch einen weiteren Aspekt ein: „Ein Minimum Viable Product ist das Kleinste, das man bauen kann und dem Kunden einen Wert liefert (sowie als Bonus einen Teil dieses Wertes wieder einspielt).“ Es geht also auch darum, einen Weg zu finden, schnell zu recoopen.

MVP Thinking @ reinorange

Bei reinorange haben wir das MVP-Denken von Anfang an in unsere Arbeitsweise integriert und folgen auf vielen Projekten der MVP-Denkweise. Beim Entwickeln neuer Lösungen heißt das für uns: es beginnt mit Zuhören. Was wollen unsere Kunden? Was wollen die Kunden unserer Kunden? Ist das, was unsere Kunden und deren Kunden wollen auch die Lösung für das Problem?

„Wir müssen lernen, was Kunden wirklich wollen, nicht was sie sagen oder was sie denken, dass sie wollen sollten.“
Eric Ries, The Lean Startup

Der Prozess: agil, iterativ, lean

Agiles, iteratives Vorgehen, also das Arbeiten in ein- bis zweiwöchigen Sprints, ist dabei grundlegend für unseren Entwicklungsprozess. In Schritt 1 findet die Absprache mit dem Kunden im Sinne agiler Arbeit, das Festlegen von finanziellen und zeitlichen Rahmen sowie das Definieren von Grundanforderungen statt.
Nachdem grundlegendes Verständnis geschaffen wurde geht es in die nächste Phase: was ist die Essenz des Problems? Wie kann eine Lösung aussehen? Wie können wir in kurzer Zeit etwas entwickeln, das die grundlegenden Bedürfnisse des Kunden befriedigt um dieses Produkt dann in Iterationen auszubauen. Hieraus ergeben sich die Sprints und umfassen jeweils die Absprache mit dem Kunden über die Problemstellung, das Erfassen der Erwartungen und Wünsche, dann die interne Priorisierung und Aufteilung von Tasks. In den Sprints werden dann die geplanten Tasks umgesetzt und Tests gefahren. Abschließend folgt die Rückmeldung an den Kunden mit Bitte um Feedback und Verteilung kundenseitiger Aufgaben. Im anschließenden Sprint wird dann wieder das Feedback verarbeitet und umgesetzt. Dieser “Loop” wird bis zur Fertigstellung des Projekts beibehalten.

“Life’s too short to build something nobody wants.”
Ash Maurya, Running Lean: Iterate from Plan A to a Plan That Works

Die Vorteile dieses Vorgehens liegen auf der Hand: kürzere Entwicklungs- und Feedback-Zyklen führen zu geringeren Kosten für unsere Kunden und zu schnellen Einsichten. Denn auch unsere Erfahrungen zeigen, dass Briefings, Marktforschung und inkrementelle Ideen nicht immer das Wiedergeben, was am Ende den besten Weg beschreibt. Durch kurze Iteration und das Schaffen eines MVPs kristallisieren sich Kundenerwartungen früher heraus und können schnell und einfach in die weitere Entwicklung der Lösung einfließen. Dies kann auch dazu führen, dass von der ursprünglichen Idee abgewichen wird, da eine „leanere“ Version nach nur wenigen Iterationen schon die Erwartungen erfüllen kann. Hierdurch schafft man ein massives Einsparungspotential - denn es wird nur das entwickelt, was auch wirklich benötigt wird, um den größtmöglichen Mehrwert für den Nutzer zu schaffen.

Zusammengefasst ist MVP Thinking für uns und unsere Kunden nur vorteilhaft: durch die Methodik werden nicht nur die Entwicklungsprozesse deutlich beschleunigt, sondern gleichzeitig auch finanzielle Risiken minimiert. Doch vor allem bleiben die Entscheidungen, was genau entwickelt wird, so lange wie möglich im Markt. Nur so kann man sicherstellen, dass Entwicklungen den größtmöglichen Nutzen für Kunden und User bringen.

In unserem Blog-Artikel über das Streaming-Portal outdoor-cinema.net wird nochmal aufgezeigt wie agiles Arbeiten in der Praxis schnell zu Erfolg führt. Check it out!